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Antizionismus = Antisemitismus ?

Die Wirklichkeit sollte irgendwie logisch sein, die Träume können absurd sein. Bei mir ist es manchmal umgekehrt. Diese Nacht träumte ich, dass ich nach zwei oder drei Wochen in der Schweiz wieder nach Hause, nach Israel fliege, was schon ziemlich viele Male geschah, und ausgerechnet am letzten Abend provozierte mich jemand wegen meiner politischen Anschauungen. Ich habe mich ganz schrecklich aufgeregt, im Traum, was mir in Wirklichkeit schon längst nicht mehr geschehen würde, aber absurd war es nicht.

Die Gleichsetzung von Antizionismus mit Antisemitismus aber, und das geschieht nicht im Traum, sondern in unsrer "Wirklichkeit", ist völlig absurd, und die Absurdität wird klar, wenn man sich daran erinnert, dass der Antisemitismus der Ursprung des Zionismus ist.

In diesen Tagen lese ich nach bald dreißig Jahren wieder das brillant geschriebene Buch von Ilan Halevi: " Auf der Suche nach dem gelobten Land ". Der Mann hat eine so faszinierende Biographie, die eine Geschichte für sich wert ist. (Bitte bei Wikipedia nachlesen.) Er schrieb eine Geschichte des jüdischen Volkes, die so scharfsinnig ist und so gut geschrieben ist, dass ich seither nichts Besseres gelesen habe. Hier zwei Zitate zum Thema:

"Wie kann man […] den besonderen Charakter der zionistischen Ideologie erfassen? Er ist weder weltlich noch religiös, denn es gibt atheistische wie gläubige Zionisten, weder kapitalistisch noch sozialistisch, denn man findet beides. […] Historisch ist der Zionismus ein Produkt des Antisemitismus. Gewiss ging er anfangs von einem handfesten aschkenasischen Nationalismus aus, dem religiösen oder sozialistischen Erzeugnis der Haskala und des Schtetl. Doch der Antisemitismus war es, der die assimilierten Juden wie Hess, Pinsker, Herzl oder Ber Borochow (der Theoretiker des sozialistischen Zionismus) zum abstrakten, verwestlichten und ahistorischen jüdischen Nationalismus brachte; der Antisemitismus war es, der die ideologischen und kulturellen Strömungen des Schtetl in eine politische Bewegung, eine kolonisatorische Organisation und schließlich in einem Staat verwandelte." (Seite 204)

"Die Übereinstimmung zwischen Antisemitismus und Zionismus ist eine Tatsache. Dass ein Teil der Antisemiten dies nicht nur Kenntnis nehmen und sich unbedingt für Antizionistisch halten will, beweist nur ihre Unsachlichkeit, denn über das Wesentliche, nämlich dass die Juden gehen sollen, ist man sich einig, was ja auch die Unterredungen Herzls mit den russischen Antisemiten zeigen." (Seite 207)

Der Antisemitismus wird vom Zionismus nicht bekämpft, sondern als Schicksal hingenommen:

"Es kann nicht die Rede davon sein, Zionismus und Antisemitismus über einen Kamm zu scheren, sondern zu zeigen, wie sich der Zionismus, das Produkt des Antisemitismus und die Reaktion darauf, auf ihn stützt und durch ihn konsolidiert. Und dass er, nachdem er auf den Messianismus verzichtet hat, der das Ende der Nationen zum Ziel der Geschichte oder den Untergang des Staates zur Zukunft der Völker machte, nur eine Judenheit denken kann, die in Ewigkeit auf einem ewigen Antisemitismus fußt. Und dass die Juden,  wenn man den Antisemitismus zum einzigen Prinzip des Bösen macht, zwangsläufig unschuldig sind: nicht nur an ihrem eigenen Unglück, sondern auch an dem, was sie – anderswo oder zu anderen Zeiten – anderen zufügen." (Seite 212)

Die Antizionisten sehen im Antisemitismus aber eine Form von Rassismus, die genauso wie die Apartheid, wie der Sexismus und der Zionismus bekämpft werden muss. Nicht alle. Es gibt durchaus Antizionisten, die obsessiv auf den Zionismus fixiert sind, genauso wie die Zionisten obsessiv auf den Antisemitismus fixiert sind. Weder mit den einen noch mit den andern habe ich etwas zu tun. Vielleicht sollte ich mich wieder in die Traumwelt verkriechen? Nein, zuviel Wut…

Wer etwas über die Geschichte des jüdischen Volkes und über den Zionismus lernen möchte, sollte unbedingt dieses Buch lesen!

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Das Bild hab ich von der website der Böll-Stiftung geklaut.

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