דילוג לתוכן

Nicht in unserm Namen

*   Auch ich bin shit

*   Antizionismus = Antisemitismus?

*  ein älterer Text, eines ausdrücklich zionistischen Menschen, der aber trotzdem kritisch auf den Staat blickt, der sich 1953 gerade erst vor 5 Jahren gebildet hat: www.mideastweb.org/nemashim/SCHREI.doc

*   Omri Nitzan ist nicht Athol Fugard

* etwas älteres:

TABU JUDEN. JUDENLIEBE UND JUDENHASS SIND VERWANDT

Untertitel: Shraga Elam kritisiert den verkrampften, überkorrekten Umgang der Medien mit jüdischen Themen

Ende Januar wagte es der renommierte Wirtschaftsjournalist Gian Trepp, dem jüdischen Historiker Saul Friedländer Kollaboration mit dem deutschen Medienkonzern Bertelsmann bei der Vertuschung von dessen brauner Vergangenheit vorzuwerfen. Diese schwere Anschuldigung gegen einen «überlebenden Juden» ging der als kritisch deklarierten «Wochenzeitung» (WoZ) zu weit. Sie druckte den bestellten Artikel nicht ab.

Maulkorb aus Korrektheit

Dies geschah, nachdem der WoZ-Redaktor und Buchautor Stefan Keller, zuständig für jüdische Themen, dem langjährigen freien Mitarbeiter Trepp das Schlimmste unterstellt hatte: Judenhass. Denn Trepp griff mit seinem Artikel nicht nur einen anerkannten Heiligen der historischen Kommissions-Zirkel an, sondern auch den Bergier-Flüchtlingsbericht. Saul Friedländer ist auch Mitglied der von Bergier präsidierten Unabhängigen Expertenkommission (UEK) und eher in solchen Gremien als in Archiven anzutreffen.

Die Kritik Trepps am Bergier-Flüchtlingsbericht gehöre nicht in die WoZ, sie sei, so Keller in einem Brief an die WoZ-Auslandredaktion, der «chauvinistischen NZZ-Abwehr-Linie» vorbehalten. Weiter schrieb er, dass «ressentimentgeladene» Bemerkungen über die UEK-Mitglieder und die Kommissionsarbeit doch blosser Futterneid von Möchtegern-UEK-Angehörigen seien.

Trepp liess sich das nicht gefallen und schrieb in einem offenen Brief an das WoZ-Kollektiv: «Die Zurückweisung meines Textes ist kein Beitrag der WoZ im Kampf gegen den Antisemitismus. Vielmehr hat Euer oberster Linienrichter damit der mächtigen Bertelsmann-PR-Maschinerie in die Hände gespielt.»

Diese Zensurmassnahme ist mehr als die blosse Ablehnung eines für schlecht befundenen Artikels. Denn es handelt sich dabei nicht um einen Einzelfall, der sich nur auf diese Zeitung oder die zwei erwähnten Journalisten beschränkt. Vielmehr haben die Medien als Spiegelbild der Gesellschaft generell grosse Mühe, wenn es darum geht, jüdische Personen und Organisationen zu kritisieren.

Lieber keine Judenkritik

Nur wenige können vorurteilslos solche Themen anfassen. Vor lauter Angst, als Judenhasser verschrien zu werden, ziehen es die meisten Medien vor, die Finger von solchen scheinbar heiklen Angelegenheiten zu lassen. Denn: Der Mehrheit kommt etwa die Beschreibung korrupter jüdischer Einzelpersonen oder fehlbarer Organisationsführungen wie eine Bestätigung bestehender einfältiger Feindbilder vor: Juden seien geldgierig und geizig oder so mächtig und intelligent, dass sie die Welt durch eine Verschwörung beherrschten.

Der normale sachliche Umgang mit den allzu üblichen menschlichen Schwächen, die halt eben auch bei Juden – und zwar ohne irgendwelche dämonische Dimensionen – anzutreffen sind, wird deshalb erschwert. Angesichts dieser rassistisch motivierten Tendenz, bei der Beurteilung von jüdischen Themen zu übertreiben, überrascht es nicht, wie die selbstironische jüdische Definition eines Judenhassers lautet: «Ein Judeophobe ist ein Mensch, der die Juden mehr hasst, als es nötig wäre.» Entsprechend ist ein Judeophiler eine Person, welche die Juden mehr liebt, als es nötig wäre. Weil eben die meisten Journalisten in der Schweiz, genauso wie die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung, nicht frei von Vorurteilen gegenüber den Juden sind – um das herauszufinden, braucht es beileibe kein Meinungsforschungsinstitut (siehe Zweittext) -, versucht ein um seinen Ruf besorgter Mensch also in der Regel, das heikle Thema zu meiden.

Juden sollen Juden tadeln

Im besten Fall wird die harte Kritik einem «Nestbeschmutzer» überlassen, wie es etwa bei der Entlarvung des Schriftstellers Binjamin Wilkomirski der Fall war, der seine Biografie als Shoa-Überlebender erfunden hatte. Der Autor Daniel Ganzfried, der den Fall in der «Weltwoche» enthüllte, scheint als Sohn eines Auschwitz-Überlebenden in den Augen der Öffentlichkeit für diese Demontage-Arbeit besonders legitimiert.

Es wird in journalistischen Kreisen wiederholt betont, dass kein Nichtjude es gewagt hätte, die Wilkomirski-Geschichte zu schreiben. Dennoch warf die «SonntagsZeitung» Ganzfried vor, dass es nur der Neid auf den erfolgreicheren Wilkomirski gewesen sei, der ihn zu dieser Recherche motiviert habe.

Glaubwürdigkeitsverlust

Die starke Tabuisierung jüdischer Themen verhindert einen sachlichen Umgang mit den dunklen Flecken auf bestimmten jüdischen Westen. Als Begründung wird jeweils angeführt, dass sich nur die Falschen, nämlich die Judenhasser, über die Aufdeckung von Missständen in jüdischen Organisationen freuen würden. In Wahrheit trägt eine solche Zensur aber gerade zur Entstehung und Aufrechterhaltung von antijüdischen Feindbildern bei, statt sie zu bekämpfen.

Denn durch den Versuch, eine legitime und normale Kritik abzublocken, entsteht der falsche Eindruck, jegliche Berichterstattung über jüdische Themen sei manipuliert. Das kann zu einem totalen Verlust an Glaubwürdigkeit der Medien führen. Insbesondere bei Beiträgen zum Thema Shoa, der Judenvernichtung in der Nazizeit.

Die bösartigen Auschwitz-Leugner profitieren nicht zuletzt von der verkrampften religiösen Art, die Shoa zu verarbeiten. So wird ein Vergleich mit anderen Leiden und Verfolgungen – etwa den stalinistischen – unnötigerweise strengstens verboten, und ein stumpfsinniger Streit um die genaue Zahl der jüdischen Opfer wird verbittert geführt, wie wenn eine niedrigere Ziffer die Grausamkeit des Naziregimes kleiner machen würde.

Jüdische Kollaboration

Welche Mechanismen hinter dieser angeblichen projüdischen Zensur stecken, kann anhand eines schmerzhaften Problems demonstriert werden: der Kollaboration von Juden mit ihren Verfolgern während der Nazizeit. Leider kam es immer wieder zu diesem traurigen Phänomen, dass jüdische Personen, ja sogar Organisationen, aus unterschiedlichen Gründen zu den Verbrechen an ihren Schwestern und Brüdern Hand boten. Dieses Verhalten beschränkte sich nicht auf das von den Nazis besetzte Europa, sondern war auch in der Schweiz, den USA und Palästina zu beobachten.

Bei gewissen Nichtjuden gibt es solche, die sich gierig auf dieses Thema stürzen, um damit eine Entschuldigung für sich zu suchen und den vermeintlichen Beweis zu erbringen, dass «die Juden an ihrem Schicksal selbst schuld seien». Die judenfreundlichen Gegner dieser Haltung versuchen hingegen, die Belege für die Kollaboration zu verschweigen und zu unterdrücken – weil sie wohl fürchten, zur gleichen Schlussfolgerung zu gelangen wie die Judenhasser und deshalb die Stärkung der Rechtsextremen befürchten.

Kollaboration mit Schweiz

Beide Seiten übersehen, dass die Kollaboration eine Widerspiegelung bestehender Machtverhältnisse ist. Es wird nicht aus purem Spass kollaboriert, sondern weil die tatsächlichen Machthaber dies zu erzwingen wissen und ein erpresserisches System benützen. Die Zusammenarbeit der Verfolgten mit ihren Peinigern ist bestimmt keine noble Handlung, sie ist aber auch überhaupt keine Entlastung für die Herrschenden.

Dieser Befund trifft in groben Zügen auch für einige zentrale Funktionäre des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) zu, die sich aus Angst vor den Schweizer Behörden in den dreissiger und vierziger Jahren zur Zusammenarbeit gezwungen fühlten. Trotz der heftigen internen Kritik wagten sie keinen offenen Protest gegen die unmenschliche Asylpolitik der Schweizer Behörden. Einige jüdische Aktivisten warfen ihnen sogar die Kollaboration mit dem Polizeichef Heinrich Rothmund vor. Diese Zusammenarbeit soll in einigen Fällen zur Sabotage der Rettungsarbeit geführt haben.

Kommission schaute weg

Die Bergier-Kommission liess diese wichtigen Aspekte unbearbeitet und erweckte in ihrem Flüchtlingsbericht den Eindruck, dass die SIG alles unternommen habe, um Juden vor den Nazis zu retten. Der zuständige Historiker, Jacques Picard, versucht, alle Hinweise auf die damaligen Missstände zu diskreditieren. Nur: Die Sprache der Dokumente im SIG-Archiv ist stärker als jedes Vertuschungsmanöver. Aus eigener Kraft schaffte es die SIbis anhin leider nicht, dieses dunkle Kapitel zu verarbeiten. Dies, obwohl es immer wieder Anläufe in diese Richtung gab und eine Gruppe von Gemeindemitgliedern seit einigen Jahren vergebens vor den Konsequenzen der Vernachlässigung dieser wichtigen Aufgabe warnt. Die Abwehrhaltung der jetzigen SIG-Führung ist nicht weitsichtig und gefährdet auf die Dauer ihre Glaubwürdigkeit. Die SIG-Leitung macht sich damit unnötigerweise für die Fehler ihrer Vorgänger mitschuldig.

Überzeichnetes Judenbild

Die momentan noch überwiegend projüdische Stimmung könnte nahtlos in das Gegenteil kippen, und schon jetzt ernähren sich Rechtsradikale – nicht nur in der Schweiz – von solchen Mängeln in der Geschichtsaufarbeitung. Das Bild von «den Juden» ist nach wie vor entweder übermässig positiv oder unverhältnismässig negativ. «Der Jude» ist in den Augen vieler kein normaler Mensch – er ist ein Heiliger oder Dämon. Wobei der Übergang von einem Vorurteil in das andere jeweils nahtlos erfolgen kann. Die heutigen Judenliebhaber könnten durch ihre ebenso rassistischen Vorurteile zu den Judenhassern von morgen mutieren.

Wie eine gut meinende Judenliebe schlimme antijüdischen Vorurteile unbewusst reproduzieren kann, demonstrierte die ehemalige LdU-Nationalrätin Verena Grendelmeier. In einem Interview in der «Glückspost» sagte sie: «Die Juden halten enorm zusammen, das fällt auf. Deshalb verkörpern sie auch eine gewisse Macht. Und dann sind sie eben auch ausserordentlich tüchtig.» Dass «die Juden» eben nicht «enorm zusammenhalten», fällt schon bei einer sehr oberflächlichen Betrachtung auf. Bei der Feststellung Grendelmeiers schwingt das bekannte alte Vorurteil mit, wonach «die Juden» ausgesprochenen Gemeinschaftssinn und fast übernatürliche Macht («Jewish Power») besässen. Auch die erwähnte jüdische Tüchtigkeit ist ein Stereotyp.

Banken glaubten Mythos

Der Mythos der jüdischen Macht ist nicht zuletzt für die Globallösung zwischen den Schweizer Grossbanken und den amerikanischen jüdischen Organisationen verantwortlich. Es war nicht die Anerkennung der gerechtfertigten jüdischen Forderung, sondern eine Überschätzung der Macht des World Jewish Congress (WJC) als der Verkörperung des imaginären «Weltjudentums», die die Banken zu diesem Abkommen führte. Wegen ihrer antijüdischen Haltung haben die Banken die Ansprüche der Erben der Naziopfer jahrelang missachtet, da sie diese als schwach einstuften.

Nach Artikeln in der internationalen Presse und politischen Auftritten in den USA kippten die Banken in der Folge ins andere Extrem und begannen – ganz nach alter rassistischer Tradition – die «jüdische Macht» zu überschätzen. Sie bauten diese so eigentlich erst auf.

Das Schwanken zwischen den beiden Polen der Vorurteile kann ein Witz veranschaulichen: Zwei Juden sitzen 1938, nach dem deutschen «Anschluss», auf dem Wiener Zentralfriedhof. Der eine liest die jüdische Zeitung «Die Gemeinde», der andere den nazistischen, antijüdischen «Stürmer». Fragt der «Gemeinde»-Abonnent: «Reicht es nicht, dass diese Schweine da sind, musst du unbedingt auch noch ihren Mist lesen? Bist du ein Selbsthasser?» Antwortet der «Stürmer»-Leser: «So schau doch mal, was bei dir in der Zeitung steht: 'Die Juden werden verfolgt, misshandelt, vertrieben' – und jetzt guck, was Schönes bei mir steht: 'Die Juden beherrschen die Welt!'»

Dieses fatale Pendeln der Wahrnehmung zwischen den Gegensätzen der totalen jüdischen Schwäche oder eben Stärke sowie die gefährliche Spirale der Manipulation und Gegenmanipulation in den Medien kann nur durch eine ehrliche, mutige und sachliche Auseinandersetzung mit der Realität bekämpft werden. *

Der Autor: Shraga Elam ist israelischer freier Journalist in Zürich. Seine Spezialgebiete sind der Nahe Osten und der Zweite Weltkrieg. Zuletzt erschien von ihm «Hitlers Fälscher» (Überreuter-Verlag) über die Kollaboration von jüdischen, Schweizer und US-Agenten mit der SS.

Antisemitismus-Studie. Sie sagt mehr über die Befrager als die Befragten

Vorletzte Woche machte eine Meinungsumfrage mit dem Titel «Einstellung der Schweizer und Schweizerinnen gegenüber Jüdinnen und Juden und dem Holocaust» Schlagzeilen. Der Zusammenhang: die aggressive und bisweilen zweifelhafte Kampagne amerikanischer jüdischer Organisationen gegen die Schweiz. Um zu erfahren, ob als Folge davon der Judenhass hierzulande gewachsen sei, beauftragten zwei jüdische Organisationen das GfS-Forschungsinstitut mit einer Studie.

Entstanden ist ein Werk, welches – wie allzu oft – viel mehr über die Forscher als über den Forschungsgegenstand aussagt. Nach einer 15-minütigen telefonischen Befragung gibt es in der Regel nur sehr beschränkte Möglichkeiten, die Zuverlässigkeit der Antworten zu prüfen. Dies um so mehr, als die diversen Fragen der Studie stark die Werte, Kenntnisse und Meinungen der Forscher reflektieren.

Ziellose Fragen

Zum Beispiel wird unter dem Kapitel «Kenntnisse über die Judenvernichtung im Zweiten Weltkrieg im internationalen Vergleich» nach einer Erklärung der Begriffe «Holocaust/Shoa» gefragt. Schon die Definition der beiden Bezeichnungen der Testmacher ist nicht korrekt und erschwert damit die Auswertung. Was aber die «richtige» Antwort auf diese Frage über die Einstellung gegenüber Juden aussagen könnte, ist nicht ersichtlich. Es könnten lediglich Bildungsstand (Kenntnisse von Fremdwörtern) und Medienkonsum der Befragten geprüft werden.

Die Fragen, die direkter auf die Einstellung gegenüber den Juden gerichtet sind, erbrachten in der Regel keinen eindeutigen Beweis für Judenhass. So etwa: Sind die Schweizer Jüdinnen und Juden gegenüber Israel loyaler als gegenüber der Schweiz? In der Tat befinden sich sehr viele Schweizer Juden in einem schweren Interessenkonflikt, den sie lieber meiden wollen und nicht immer einfach zu lösen wissen. Diese Situation ist aber nicht nur auf Juden beschränkt, denn mit der zunehmenden Internationalisierung sind ja noch andere Sub-Kulturen und Minderheiten mit doppelter oder mehrfacher Loyalität entstanden.

Alle kennen Fremdenhass

Zur Frage, ob Juden die Judenvernichtung durch die Nazis für ihre eigenen Vorteile ausnützen, muss ein informierter und ehrlicher Mensch entgegnen, dass es leider solche jüdische Personen und Organisationen gibt. Eine solche Antwort sollte deshalb den Befragten aber nicht automatisch als Judenhasser kategorisieren, auch wenn diese Möglichkeit natürlich nicht ausgeschlossen ist.

Die Umfrage wurde als Beweis für die weit verbreiteten, virulent antijüdischen Gefühle in der Schweiz propagiert. Dem widersprechen jedoch die 95 Prozent der Befragten, welche die jüdischen Ansprüche auf nachrichtenlose Konten bei den Schweizer Banken für berechtigt halten. Wenn man die Frage ernst nehmen will, welche Gruppen und Nationalitäten als Nachbarn von den Befragten unerwünscht sind, dann sollten viel eher die 52 Prozent, die keine Fahrenden als Nachbarn möchten, Schlagzeilen machen. Dagegen sind die 8 Prozent, die Juden ablehnen, absolut marginal.

Fazit: Eine seriöse Studie über Vorurteile gegen Juden in der Schweiz liegt hier nicht vor, und als positiver Beitrag zum Abbau solcher Ressentiments kann sie auch nicht dienen. Sh. E.

Quelle: Berner Zeitung 1.4.2000

znet

להגיב

כתיבת תגובה