Die Ueberwachung kennt keine Grenzen mehr
Denjenigen unter Euch, die sich an die STASI erinnern können, kommt diese Geschichte bekannt vor…
Immer mehr Israelis ärgern sich darüber, dass sie wie Palästinenser behandelt werden.
20.7.2020
Eine wahre Geschichte, die mir gestern passiert ist und ich kann es immer noch nicht verdauen, dass es wirklich passiert ist:
Letzten Samstag habe ich beschlossen, an einer Demonstration in Jerusalem vor der Residenz des Premierministers teilzunehmen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich kein professioneller Demonstrant bin, aber in den letzten Monaten habe ich das Gefühl, ich muss dem Protest meine Stimme hinzufügen und Teil des Versuchs sein, hier etwas zum Besseren zu verändern.
Auf dem Weg nach Jerusalem kam ich an "Tambour" (eine Ladenkette für Baumaterial. U.S.) vorbei, kaufte Farbe und ging von dort zu meinem geliebten Cousin Uri, um Spruchbänder zu malen. Auf den Schildern schrieben wir "Meine Liebe keine Angst, es ist immer am dunkelsten vor Sonnenaufgang" (Zitat aus einem bekannten Song. U.S.) und "Revolution der Hoffnung" (auf Hebräisch haben sie die beiden Wörter miteinander verbunden). Wir waren fertig, stiegen ins Auto, holten einen anderen Freund ab und fuhren auf die Autobahn 1 (von Tel-Aviv nach Jerusalem).
Wir fuhren mit rosa Fahnen an den Fenstern, hupten unter jeder Brücke, um die Demonstranten auf den Brücken zu anzuspornen und sprachen ein wenig über Politik. Nach ungefähr 20 Minuten Fahrt hält uns ein Wagen mit 3 Detektiven an und beginnt Fragen zu stellen: Wer wir sind, wohin wir gehen, Ausweise, woher wir uns kennen, was im Auto ist und was auf den Schildern steht. Natürlich haben wir alles schön beantwortet, wir haben ja wirklich nichts zu verbergen, und aus dem Nichts informierte mich der Detektiv, dass ich wegen Störung der öffentlichen Ordnung inhaftiert werde. Ich erinnert Euch, ja? Ich war immer noch im Auto auf dem Weg zur Demonstration. Die einzige Ordnung, die ich gestört habe, ist die der Tasche meiner Frau im Auto.
Überwältigt, aber gehorsam machte ich, was er sagte, stieg ins Polizeiauto und fuhr mit ihnen zur Glilot-Polizeistation. Die ganze Zeit bat ich, mit einem Anwalt zu sprechen, aber sie ignorierten mich. Als wir an der Polizeistation ankamen, erhielt ich das Recht anzurufen und stellte sofort fest, dass ich nur 3 Stunden lang aufgehalten werden durfte. Natürlich wurde ich nach zwei Stunden und 50 Minuten Wartezeit zur Befragung gebracht. Sie fragten mich nach meiner Vergangenheit und ob ich beabsichtigte, die Ordnung zu stören, und wussten grösstenteils alles: Sie wussten, dass ich auf dem Weg zur Demonstration an Tambour vorbeikam, wussten, dass ich Reifen zu Hause hatte (jeder, der mich kennt, weiß, dass ich gerne baue und schaffe) und behaupteten, ich hätte vor, sie bei der Demo in Brand zu setzen. Ich erinnere daran, dass ich auf dem Weg nach Jerusalem war und die Reifen zu Hause …
Haltet Ihr Euch fest? Nachdem sie mich wie ein Krimineller fotografiert haben und ich eine Vereinbarung unterschrieben habe, die nächsten zwei Tage nicht an Demonstrationen teilzunehmen, verließ ich die Polizeistation und erhielt einen weiteren Anruf vom Detektiv: Er warte unter meinem Haus auf mich. "Wann kommst du?", fragt er. Warum? Er sagt, ich habe vergessen, ein Formular zu unterschreiben. Ich antworte, dass ich auf dem Weg bin und bald ankommen werde, es war bereits mitten in der Nacht und morgen gibt es Arbeit, und währenddessen wartete Herr Detektiv nicht und klingelte an der Gegensprechanlage in meinem Haus und weckte meine schwangere Frau im achten Monat und das Baby. Als ich zu Hause ankam, erfuhr ich, dass ich natürlich keine Formulare vergessen hatte zu unterschreiben, der Detektiv kam nur, um die Reifen zu beschlagnahmen, ohne irgendwelche formelle Befugnis.
Jetzt habe ich ein paar Dinge zu sagen:
Ich bin ein gesetzestreuer Bürger, ein ehemaliges Mitglied des israelischen Judo-Teams mit schwarzem Gürtel, ein Pädagoge, ein Sozialarbeiter, verheiratet plus eineinhalb und meistens eine wirklich normative Person. Ich habe keine Straftat begangen, aus irgendeinem Grund werden mir Rechte verweigert, sie kommen zu mir nach Haus und nehmen Eigentum ohne Haftbefehl und ohne irgendetwas. Und woher weiß die Polizei überhaupt, was ich im Haus habe und wo ich war? Ein ganzer Abend wurden die Steuergelder damit verbraucht, mich von drei Detektiven untersuchen zu lassen und zu verfolgen.
Zum Schluss noch eine Frage an den Ministerpräsidenten:
Im Gegensatz zu dir gibt es gegen mich nichts, weil es nichts gab. Es gibt eine Anklage gegen Sie wegen Bestechung, Betrug und Vertrauensbruch. Warum war ich heute allein an der Glilot-Station, verhört, schockiert und gedemütigt und Sie waren zu Hause?!
Tom Pimentel