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Dieser Kampf darf nicht scheitern

Kiryat Tiv’on, 21. Oktober 2007

Was ist ein Lehrer wert?

Seit 15 Jahren unterrichte ich, immer auch an staatlichen Mittelschulen, seit 25 Jahren habe ich an mehr als hundert Demonstrationen teilgenommen, aber in all den Jahren habe ich nie um mein Einkommen gekämpft wie jetzt. Ich habe mich viele Jahre nebst dem Unterricht auch weiter ausgebildet. Seit Sharons Regierung vom Jahre 2001 sind die Einkommen der israelischen LehrerInnen eingefroren, und real gesunken. 14 Kürzungen erlebte das israelische Erziehungsbudget in diesen 6 Jahren. Insgesamt 8 Wochenstunden wurden dem israelischen Schüler weggestrichen. Eigentlich lernt ein israelischer Schüler in 12 Schuljahren nur noch 11 Schuljahre. Während des letzten Schuljahres hat es die Erziehungsministerin geschafft, mit der „Histadrut Hamorim“, der größeren Lehrergewerkschaft, die vor allem die KindergärtnerInnen und GrundschullehrerInnen vertritt, ein Abkommen zu unterschreiben, das der „Irgun Hamorim“, meine Lehrergewerkschaft, nicht bereit war, zu unterschreiben, weil es einfach viel zu wenig beinhaltet und real, im Vergleich zu 2001, immer noch eine Verschlechterung bedeutet. Noch nie hat in Israel ein Erziehungsminister ein Abkommen mit nur einer der beiden Lehrergewerkschaften unterschrieben. Im April hat der Irgun Hamorim mit Warnstreiks begonnen, und seit dem Mittwoch, dem 10. Oktober, bleiben 450.000 SchülerInnen zu Hause. Dazu kamen eine Woche später noch 150.000 arabische SchülerInnen in Israel. Normalerweise wird ein Lehrerstreik entweder beschmunzelt oder verärgert kritisiert. Der letzte lange Streik war im Jahr 1978 und dauerte zwei Monate. Doch dieser Streik wird von weiten Kreisen unterstützt, mehr als je zuvor.

Letzten Montag war es soweit:

In Tel-Aviv war ich in der bisher grössten Demonstration in Israel seit eh und je zum Thema Lehrer und Erziehung. 8000 Demonstranten, Lehrer und Lehrerinnen, aber auch viel Sympatisanten: Studenten, Jugendliche usw. waren da. Auch Jossi Sarid war da. Es war ein besonderes Gefühl, ihn hier auf der Bühne zu sehen. Ich sehne mich nach ihm!

Dieser Kampf darf nicht scheitern

Jossi Sarid  19.10.2007

Wenn die Lüge keine Beine hat, wie kann sie dann trotzdem das ganze Land von Nord bis Süd durchstreifen, und wie springt sie auf den Hügeln und auf den Bergen herum ohne zu ermüden? In Israel, auch wenn du der Lüge die Beine absägst, wachsen sie ihr nach, und sie geht weiter.

Wieviele Male, zum Beispiel, wurde gezeigt, dass die Ausgabe pro SchülerIn tiefer und tiefer sinkt im Vergleich zu den meisten entwickelten Staaten. Wieder und wieder, ohne Ergebnis. Die Finanzbeamten, zusammen mit einem kleinen Bataillon von Akademikern, bombardieren uns jedes Jahr mit Lügen, und geben nicht nach, bis das Erziehungsbudget wieder gekürzt wird.

Und siehe, welch Überraschung: die OECD veröffentlichte in ihrem Bericht, dass die jährliche Ausgabe pro MittelschülerIn 6066 US-Dollar beträgt, und der weltweite Durchschnitt beträgt 7276 US-Dollar. Auch in den Kindergärten und in den Grundschulen liege Israel unter dem internationalen Durchschnitt. Und auch, dass die israelischen Schulklassen die verstopfesten auf der Welt seien – 27 SchülerInnen, mit einem Durchschnitt der entwickelten Länder von 22. Die Überfüllung in der 7. bis 9. Klasse ist noch größer, und an den Bauplänen gemessen wird es nicht besser in den kommenden Jahren.

In dieser Stresssituation versuchen Israels Lehrer und Lehrerinnen zu arbeiten – abgewiesen und alleingelassen, mit einem lausigen Einkommen, weniger als alle andern. Jetzt wissen es alle, auch die, dies nicht wussten, auch die, die sich anstrengten, es nicht zu wissen. Und dieses „weniger“ ist bedeutend weniger: 25131 US-Dollar für den israelischen Lehrer mit der höchsten Einstufung, gegenüber 45666 US-Dollar in den OECD-Staaten.

Die Lügenverbreiter werden sich nie entschuldigen, verbessern, nie werden sie die Lehrer in ihrem Streik unterstützen, der diesen auferzwungen wurde; jene kann niemand mit Fakten durcheinanderbringen.

Die Lüge halt auch nicht vor der Schwelle der Universitäten. Mitglieder der akademischen Schohat-Kommission erzählten davon, dass überall die Gebühren jetzt erhöht werden. Stimmt aber nicht: In der Tschechei, in Dänemark, in Thailand, in Norwegen, in Polen, in Schweden, in Deutschland und in andern Ländern zahlen die Studenten nichts, in Belgien und in Frankreich 500 USD, in Italien 1100, in New Zeeland und in Holland 1500, in Großbritannien 1800, aber in Israel, vor der Erhöhung: 3000 USD.

Vielleicht werden jetzt, seit auch die Dozenten und Professoren in Streik getreten sind, die Akademiker ihre schmähliche Kollaboration mit dem Finanzministerium endlich abbrechen.

Alle reden hohe Worte über die Erziehung, und ziehen sie in den Finanzabgrund; alle beklagen ihren Zustand, aber wer macht was dagegen? Noch sehen wir nicht alle Lehrer und Lehrerinnen ohne Gewerkschaftsunterschied, nicht alle Stadtpräsidenten ohne Parteienunterschied, noch nicht alle Eltern und SchülerInnen und Gewerkschaften – wir haben noch nicht gesehen, dass sie alle im Kampf um die Rettung der Erziehung dabei sind. Die Regierung weiß zwar nicht wie regieren, aber spalten, das kann sie, und ohne eine breite Rettungsfront hat die Erziehung keine Chance. JedeR wird weiter den populären Song vom „nichts ist uns wichtiger als unsere Kinder“ pfeifen, aber das Loch füllt sich halt eben nicht vom leeren Pfeifen.

Wir dürfen die Lehrer, Studenten und Dozenten nicht alleine im Kampf lassen, der nicht nur der ihre ist; und dieser Kampf darf dieses Mal nicht scheitern: kein zermürbter Lehrer kann lehren, und kein verleumdeter Student kann lernen. Und das erniedrigte Volk wird nicht aufstehen, wenn die Lehrer fallen.

Soweit Jossi Sarid.

Viel Schmutz wird in diesem Kampf herumgeworfen. Vor allem Ran Erez, der Vorsteher meiner Gewerkschaft, wird brutal angegriffen. Ich übersetze von einem andern Artikel von Guri Grossman:

„Der vom Schrei entstellte Mund, ein Angst einflössender Blick, ein vom Hass verzerrtes Gesicht, das ist das hässliche Titelbild des Wochenendmagazins von ‚Jediot Acharonot’. Eine Photographie, die mit Porträts der schrecklichsten Diktatoren konkurriert.

So porträtiert die meistverkaufteste Zeitung in Israel den Vorsitzenden des „Irgun Hamorim“ Ran Erez, der 44000 Lehrern und Lehrerinnen vorsteht und verantwortlich ist für 600000 bestreikte Schüler und Schülerinnen, die geschätzte Leser sind, die unsere geliebten Kinder sind.

Ich bin nicht Lehrer, meine Frau hat den Beruf vor 20 Jahren verlassen, wegen der langen Ferien, der kurzen Arbeitszeiten, dem hohen Gehalt, und der angenehmen Arbeit in Klassenzimmern mit 40 gestrählten und vornehmen Schülern.

….“

Nein, meine Kritik richtet sich nicht gegen Ran Erez. Wer mich ein bisschen kennt, kann sie erraten. Am besagten Montag in Tel-Aviv waren viele da, aber es fehlten meine arabischen Arbeitskollegen, die waren nicht da. Und Jossi Sarid, an den ich mich sehne, hat er recht damit, dass er uns mit dem Maßstab der entwickelten Staaten misst? Ist es nicht an der Zeit zu erkennen, dass wir ein Teil des arabischen Nahen Ostens sind und unser professioneller Kampf ein gemeinsamer jüdisch-arabischer Kampf sein muss, zusammen mit den palästinensischen LehrerInnen, deren Lage auch nicht besser ist. Danach können wir uns auch mit den bulgarischen LehrerInnen solidarisieren, die auch streiken.

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