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Mittwoch, 6. März

Herr Zemp war nicht da, als ich die Gasmaske in der Schweizer Botschaft abgab. […] Wir unterhielten uns über den Krieg; die Beamtin hörte sich höflich alle Anekdoten an, schien sie nicht zu kennen. Ja, sie hätten in der Botschaft auch Masken getragen und seien in den Luftschutzkeller gegangen – Keller mit Betonwänden und dicken Türen mit Hebelverschlüssen und Lüftungseinrichtung, wie in der Schweiz. Irgendwie kam die Frau mir vor, als sei sie gar nicht hier gewesen.

[…]

Das Hilton-Hotel ist jetzt geöffnet und in Betrieb. Es kommt mich an hineinzugehen und hier zu frühstücken. Der Frühstücksaal ist genau so, wie in Tokio und Berlin Hotel-Frühstückssäle aussehen, irgendwo sitzt ein Geschäftsmann, aus den Nähten platzend, dick wie ein Schwein, irgendwo sitzt das typische junge Gästepaar: bescheiden, fade und steinreich.

Ich gehe wieder hinaus.

Von mir aus könnte das Tagebuch hier zu Ende gehen.

Mittwoch, 6. März, abends

Ich mußte die ganze Allenby hoch, bis ich einen Falafelstand fand, der schon geöffnet hatte, und nachher war der Falafel voll mit Pommes Chips, die nicht dazu gehören und die ich nicht mag. Aber dann vergnügte ich mich bei Steimatzki, der großen Bücherei, und in einem Laden eine Parallelstraße weiter, Robinson, einem Geheimtip, erstand ein riesiges hebräisches Etymologie-Lexikon, zwei schöne Bücher über Patchwork und Folklore für Dolly, die auch bei sein wird [???], und ein linguistisches Buch über hebräische Wurzeln. Das dreibändige Werk über monotheistische Religionen für David war nicht mehr zu bekommen.

Mit schlechtem Gewissen fuhr ich nach Hause: ich habe bis auf den letzten Schekel alles Geld für Bücher ausgegeben; allen habe ich Abschiedsgeschenke gemacht, sie zum Essen eingeladen, nur Edith und Uri nicht, im Gegenteil, ich muß noch die Flughafengebühren von ihm leihen. Aber Uri war reizend, als ich es ihm beichtete, und meinte, ich hätte keine bessere Investition machen können. Gab mir gleich vierzig Schekel. Ich sagte ihm, er sei wie eine Säule, auf die mich stützen kann, wenn ich einmal alt bin und es schmeichelte ihm sehr. [Im Tempel von Edfu steht auf den Tempelsäulen: "Es lebe der Gott, die Säule, die die Himmelsgöttin Nut trägt, der den Himmel erhebt unter den Bas der Götter…" siehe hier]

Zu Hause versuchte ich zu schlafen, um für den Abend fit zu sein, eine Quälerei, die leider misslang. Nun muß ich müde wieder aufkriechen und die letzten Notizen machen. Gleich werde ich Doron den Apparat zurückgeben; was für ein hübsches Maschinchen das ist, dieser Sony, den ich seinerzeit in der Langstraße gekauft habe. Ich gab ihn Doron zum Abschied, als er nach Israel auswanderte. Nun muß ich mich sputen, zur selben Zeit zu diktieren, […] und, fünf  Minuten bevor die Gäste kommen [welche Gäste?], die Geschenke einzuwickeln mit dem Buntpapier, das ich in der Allenby gekauft habe, und für alle Ewigkeit wird man das Papierknitten auf dem Band hören, wenn das Papier längst den Weg allen Papier gegangen ist. [Hier noch ein kleines Tonbeispiel, wer das letzte verpasst hat. Es ist wieder aus der Serie der Träume aus dem Winter 87-88, hier nur ganz kurz die Auslegung eines Traumes, in dem Matthias Hui vorkommt, den sie am 30. Januar erwähnte.] Leider habe ich keine Schnur, aber in Ediths ergiebigem und ergebenem Schrank im Wohnzimmer finde ich rotes und rosa Crêpe-Papier, aus dem ich Blumen forme und auf die Pakete klebe.

MUTTER ZWISCHEN DEN FRONTEN

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abigail-umschlag2

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