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Braver kommt nicht durch!

Gestern Samstag, am 30.11.13, demonstrierten wir in Haifa mit vielen Tausenden auf der ganzen Welt gegen den "Prawer-Plan", dessen Ziel die Vertreibung von 30000 oder 40000 oder sogar 70000 Beduinen im Negev und die Landnahme bzw. die Nichtanerkennung ihrer Länder ist, denn die meisten Länder hat der Staat sowieso schon weggenommen, und jetzt will er das im nachhinein auch noch gesetzlich weißwaschen. Wir gingen auf der Allenbystraße in Richtung Westen, von der deutschen Kolonie her, und ich sagte einer Freundin, dass wir aussehen wie ein Ausflug, nicht wie eine Demonstration, denn die Masse war zu zerzetzelt. Die Jungen, vorne, warteten nicht, um einen Demonstrationszug zu bilden. Es gab keine erste Reihe von palästinensischen Männern, Politiker und andere angesehene Männer, es gab überhaupt keine Ordnung. Und dann begann es plötzlich. Die Polizei hatte sich mit großem Aufgebot vorbereitet. Dutzende von Polizisten aus der gefürchteten Spezialeinheit, bewaffnet, womit, wussten wir nicht; etwa zehn berittene Polizisten, die ohne Vorwarnung in die Menge hineinpreschten, um sie zu zerstreuen, und der gefürchtete Wasserwerfer, der auch mit Scheiße bewaffnet sein kann, wir wussten nicht, was da auf uns niederströmt. Zum Glück war es nur Wasser.

Danach kam die Brachialgewalt der Polizisten.

Die deutsche Kolonie ist ein touristisches Wahrzeichen in Haifa, und die Bilder von brutaler Polizeigewalt mitten aus dem gutbürgerlichen Teil von Haifa werden keine gute publicity machen.

Warum das alles? Im Sommer vor zweieinhalb Jahren waren wir viel mehr hier in Haifa, wir haben mehr und länger Straßen blockiert, und die Polizei hat nicht wie in Nablus oder Hebron gehandelt. Heute schon. Vor zwei Jahren riefen wir den Polizisten zu: "Lieber Herr Polizist, auch Du bist mehr wert!" Gestern hat niemand das gesagt. Die Polizisten haben die Sau ausgelassen auf Bürger, für die, da sie Palästinenser sind, sie nie "Freund und Helfer" waren. Eine riesige Wut sammelt sich hier zusammen, sie kommt von unten, sie ist nicht organisiert. Die geplante und organisierte "Umsiedlung" von Zigtausend Bürgern, das ist zu viel!

Der Plan bedeutet ein neues Kapitel der Nakba seit 1948, massiver als alles, was bisher innerhalb der Staatsgrenzen geschah. Schon seit Jahren warnen wir, die Bewegung Hitchabrut-Tarabut, davor, dass der Staat die Hand an diese Länder anlegen will. Wir haben es geschafft, das Thema auf die internationale Bühne zu bringen. Der Name El-Arakib ist auch in Deutschland bekannt, dank des Muts der Bewohner dieses Dorfes, das vor zwei Wochen zum 62. Mal zerstört wurde.

Und wie reagiert das Regime auf diese Wut, die sich auf den Straßen entlädt?  Gewalt, Gefängnis. Aber es kann gar nicht anders reagieren. Es braucht den Konflikt, die Konfrontation, ohne Gewalt würde es überflüssig. Der Zionismus ist tot, ohne die Konfrontation mit den Palästinensern, er braucht sie wie Luft zum Atmen. Erst wenn der letzte Mensch verschwindet, der das Wort Falastin sagt, wird der Zionismus mit ihm sterben. Vor zwanzig Jahren hat das Regime das palästinensische Volk, sein Recht für Selbstbestimmung usw. anerkannt. Aber gestern sahen wir wieder einmal, dass dies ein Lippenbekenntnis war. Sind die Beduinen Palästinenser? Mehr als Machmud Abbas und Saeb Arekat.

Und dann kommt natürlich die ganze Diskussion über die Gewalt der Demonstranten. Ich war nicht in Chura, ich war in Haifa, ein Freund sagt, er habe ein paar kleinere Gegenstände gesehen, die in Richtung der Polizisten flogen. Aber die Antwort muss eine prinzipielle sein: Die Gewalt der Unterdrückten ist immer gerechtfertigt, aber nicht immer notwendig. Das sagte Udi Aloni vor drei Wochen, bei der Lesung des neuen Romans von Nir Bar'am, in einem sehr gutbürgerlichen Keller in Tel-Aviv, mit lauter mittelalterlichen Leuten, die, wenns gut geht, vor zwei Jahren auf der Straße waren, aber gestern nicht. Da wett ich was drauf. Der Roman ist eine apokalyptische Vision eines antikapitalistischen Kampfes, global angesetzt, und Udi Aloni hat mit seinem Satz Slavoj Žižek zitiert. Julian, der Ideolog der Londer Anarchistengruppe, sagt im Roman: "In den letzten Jahrzehnten hat sich die Idee festgesetzt, dass der Protest gewaltlos sein müsse. Es ist naiv, sich auf Gewaltlosigkeit zu verpflichten, wenn die andere Seite jede Art von Gewalt benutzt, die man sich nur vorstellen kann."

Die Gewalt der Unterdrückten ist Selbstverteidigung. Die andere Möglichkeit ist davonrennen. Ich bin gestern ein paar Mal davongerannt, aber immer wieder zurückgekommen, denn das ist es ja, was sie wollen: Dass wir verschwinden, und das wollen wir ihnen nicht geben. Wir werden nicht verschwinden, Falastin wird nicht verschwinden, und Braver kommt nicht durch. Auf den Plakaten steht "Braver", nicht "Praver", denn im Arabischen gibt es kein "P". Und dir, Herr Ehud Praver, sagen wir: Solange du Deinen Namen nicht hebraisiert, nenne wir Dich Braver. Das passt sehr gut zu Dir!

 

bahaiDie deutsche Kolonie, im Hindergrund der Bahaitempel

chanukkiaDie Chanukkia ist das Symbol des Makkabaeer-Aufstandes gegen den hellenistischen Unterdruecker vor 2150 Jahren, dem jedes Jahr im Dezember gedacht wird. Jetzt ist die Chanukkia mit einer palaestinensischen Flagge geschmueckt.

Beide Fotos von Yaacov Saban, aus seinem Facebook.

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