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Sonntag, 3. März

[In diesem Tagebucheintrag hat Hilde nachträglich viel handschriftlich umgeschrieben.]

 

Die Telefonverbindung mit dem El Al-Büro ist unmöglich, wie gehabt. Ich mußte selbst hinfahren und fand zu meiner Beruhigung keine Schlange vor der Tür. In der Halle bekam man Nummern, und ich setzte mich in eine Ecke und las Magda. Ich lese jetzt kontinuierlich, wie man eben ein Buch liest, nur etwas langsamer, schlage pro Seite zwei bis drei Wörter nach und schreibe nichts mehr auf.

 

Bald war die Reihe an mir. Ich fand einen Platz am Donnerstag und habe eine gute Chance, auf der Freitag-Warteliste nachzurücken. Daraufhin wollte ich den Rest von dem Geld abheben, das David mir überwiesen hat und fuhr zu meiner Bankfiliale im Süden an der Herzelstraße. Der Beamte namens Yehuda erinnerte sich nicht mehr an mich, aber mein Sohn, Doron, der sei ein feiner Kerl. Nicht so wie andere junge Leute ohne Schliff. Mein Sohn sei etwas Besonderes. Mein Mutterherz schwoll.

 

[…]

Uri hat mich gestern gefragt, wie mir die "Palästinenserin" gefalle; die Lektüre fesselt mich immer mehr. Wie bei Zwiebelschalen handelt das Drama vom Drehen eines Films, in dem die Palästinenserin Magda von einer jüdischen Israelin gespielt wird, und ich wiederum schlüpfe als europäische Jüdin in die Rolle der Magda. Beide leben wir halb halb zwischen drei Welten.

[…]

Plötzlich ruft Edith an: von El Al habe man gemeldet, ich könne Freitag fliegen. Aber die Nummer, die ich zurückrufen soll, ist eben die, die tagsüber dauernd besetzt ist und wo sich nachts der sprechende Abfahrtsplan meldet.

Der Abschiedsabend kann Mittwoch stattfinden, und ich will nichts mehr als Donnerstag fliegen – wie gebe ich das nun bei El Al bekannt?

Dann nichts wie los, um Esthi abzuholen, die an einer Feministinnensitzung teilnimmt, und weiter in ein teures Restaurant in Jaffo; Zusammensein mit Doron und Esthi ist aber nicht so wunderschön, wie es sein könnte – Esthi ist immer noch eiskalt, kein Kuß zur Begrüßung, kein Kuß zum Abschied, und zwischendurch gibt sie sich Mühe, nett zu sein. Etwas Steifes ist in unsere Beziehung gekommen. Hab ich durch Ungeschick und Unvermögen ein Vertrauen in ihr gestört, das sich anzubahnen begann? [Jetzt kommt ein Zusatz, der nicht sicher hierher gehört], und ich werde feststellen, daß ich in diesen letzten Tagen vor der Abreise noch immer Gefangene bin – wenn auch nicht verstopft im Zimmer, so doch wohl verstopft in meinem eigenen Kopf; so sehr, daß ich ein ähnliches Unwohlsein beim andern missdeute.  Esthi hat mit ihrem kranken Auge und dem Ärger mit dem Chef wohl Grund genug, missgestimmt zu sein ohne jeden Bezug auf mich

 

 

MUTTER ZWISCHEN DEN FRONTEN

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