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Donnerstag, 31. Januar

[…Hilde schafft es, erstaunlicherweise, ihr Flugbillet bis zum 12. 3. zu verlängern…] falls der Krieg früher zu Ende ist, kann ich sicher leicht zu einem früherem Datum reisen, die Flüge in dieser Richtung werden nicht überfüllt sein.

Ich feiere die Transaktion in einer jekkisch gepflegten Kaffeestube und lächele einer netten klapperigen alten Dame zu; sie schüttet auch sofort ihr ganzes Herz vor mir zu Boden: dreiundfünfzig Jahre sei sie nun im Land, aus Sudetendeutschland geflüchtet – damals – und es sei ein Jammer, was man mit Masaryk [welcher der beiden?] gemacht habe. Ich frage sie nach ihrer Familie. "Da ist mein kleiner Bruder, baruch Hashem", sagt sie, "aber meine Eltern und meine große Schwester sind in Auschwitz umgekommen, ach, meine liebe Eltern…" Mit kindlich traurigem Blick denkt sie an die vermissten und ist sich in keiner Weise bewusst, daß Eltern und Schwester auch in friedlichsten Zeiten inzwischen längst auf natürliche Weise entschlafen wären.

Zu Hause bei Esthi und Doron bahnt sich ein neues Drama an. Doron macht sich auf den Weg zur Uni, kommt aber sofort wieder die Treppe hinaufgerannt: ein Aufgebot liegt im Postkasten: er wird nicht am sechsten, sondern schon am dritten Februar zum militärischen Wiederholungskurs eingezogen, dafür nicht eine Woche, sondern einen Monat bis zum vierten März. Alle seine Pläne für die Semesterprüfungen fallen ins Feldgrau. "eines der wichtigsten Dinge, die man im Militärdienst lernt, Ima: Jede Sekunde bereit sein, alle Pläne umzuwerfen und neue zu machen."

[… im Verlauf des Tages beginnt Hilde Verdacht zu schöpfen…] So notiere ich in mein Tagebuch: Ob die Militärs, die Wirtschaftsbosse und Multis, nicht einfach mit uns spielen? – Vielleicht haben die Multis aus aller Welt, die, die das Sagen haben, auch hierzuland – ein geheimes Abkommen mit Saddam Chussein?

Jeder Tag, notiere ich, bringt Überraschungen an Erkenntnis, jeden Tag gehen dir Ohren auf im Hirn. Plötzlich entdeckst du, daß Einer mit dir spielt. Aber der Eine – ist nicht Gott…

Doron kommt nach Hause, und wir diskutieren über die Hypokrisie, eine Tötungsart (z.B. die mit Giftgasen) für "unmoralischer" zu halten als die andere. Wir machen noch einmal "Spongia", und nach dieser erinnerungsträchtigen körperlichen Arbeit fühle ich mich besser.

Donnerstag, 31. Januar, abends

[Hilde, Esthi und Doron sitzen in einem Restaurant.] Esthi warf einen vorwurfsvollen Blick auf die Uhr, wir schoben den letzten Bissen in den Mund, es war eben sechs gewesen: und schon war es zu spät. Die Sirenen heulten los.

Diesem Augenblick folgt immer ein Moment der Erstarrung. Uns bleibt buchstäblich der Bissen im Hals stecken. [Sie werden in ein "Abbruchbüro" geschoben…] Im Gegensatz zur Kellnerin und dem anderen Gast zückten wir drei unsere Masken; Esthi zitterte, und Doron hielt sie an der Hand. Ich stieg pietätlos auf das Tischchen, das eigentlich nur den unansehnlichen Drucker tragen sollte. Es schwankte leicht, und ich begann mit Volldampf die lottrige schwarze Klimaanlage zu verkleben, die irgendwelche Kellerdurchgänge und –schächte hinter sich vermuten ließ. Wenn jetzt, zum Teufel, das Gas käme, wäre ich, angestrengt und schnaufend hinter der Maske, als erste hin. (Aber das Gas kommt nicht. Was ich hier mache, ist Psychotherapie.)

[…]

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