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Mittwoch, 27. Februar

Den zweiten Tag in Sitria verbringe ich fast durchwegs mit Sonnenbaden, bei wechselnder Bewölkung. Ich kann kaum mehr Interesse für den Krieg und für das Tage buch aufbringen – es wird ganz allmählich unwahrscheinlich, daß wir in dieser Hinsicht noch etwas zu erleben haben. [Nein, wir nicht, dafür gibt's für die Iraker einiges noch zu erleben. Z.B. heute in der Nacht, Stichwort Highway of Death…] […]

Ich bin überreif, nach Hause zu fahren. Hier steht das siebte Bett im siebten Haushalt, in dem ich lebe; tagsüber ist der jeweilige Wohnungsbesitzer bei der Arbeit, und ich versuche meinerseits, meine Lern-Arbeit zu tun, aber dann ist die allgegenwärtige Putzkraft da, eine jüngere sfardische Jüdin oder Araberin [und ich dachte, Ruth würde jetzt eine Russin bevorzugen…], die sofort, wenn sie kommt, eine Dudelmusik am Radio andreht und die Teppiche einrollt und mich Tagediebin beschämt.

 

Es hat tagelang keine Raketenangriffe mehr gegeben, und ich kann wieder neurotisch sein und meine Schlafstörungen haben. Ich habe zu nichts mehr Lust und komme in Panik, daß ich nicht durchhalte, obschon diese grauenhafte Gefahr zu versickern scheint wie ein Wässerchen in der Wüste – schließlich ist der Krieg nicht zu Ende! An eine Vorverlegung meiner Abreise in zwei Wochen ist deshalb nicht zu denken und lohnt sich wohl auch nicht mehr. Ich kann auch meine Leute nicht schockieren und einfach abfahren. Sie sind keineswegs beruhigt über ein mögliches baldiges Kriegsende; sie sagen, wenn Saddam einen Kopf kleiner geworden ist, kommt Schamir dran, dann sind wir an der Reihe. Mit ein bisschen Schadenfreue denke ich: das brauche ich nicht mit euch durchzumachen, da kann ich in die Schweiz zurück.

[…]

Ich habe verschiedenen Leuten Anrufe versprochen und sollte Verabredungen treffen, […] aber ich habe keine Kraft mehr dazu. Ich mag nicht einmal mehr mit meinen Freundinnen über meine Probleme sprechen, Wohnungen zum Beispiel: "Du musst hunderttausend Dollar auf den Tisch legen für eine Wohnung', heißt es, nicht weniger als das. Und bald werden die Preise noch viel höher steigen, wenn die Wohnungen rar werden wegen der russischen Einwanderung.

 

Heute ist auch die Stadt Kuweit von den irakischen Besetzern befreit worden. [So wie 1967 Ost-Jerusalem befreit wurde.] General Schwarzkopf sagt, der Irak habe aufgehört, eine Bedrohung zu sein. Wir erwarten den Sturz Saddam Chusseins von einer Stunde auf die andere, und im ganzen Nahen Osten ist alles aufs höchste gespannt auf die nächsten Schritte der Amerikaner und wie Bush die neue Weltordnung gestalten wird. Ich bringe nicht mehr die Kraft auf, das alles richtig aufzunehmen; ich setze den Tonbandapparat vors Fernsehen und ziehe mich zu meinen Artikel über Homosexuelle zurück. Später in der Schweiz werde ich die Fernsehkommentare analysieren.

 

 

 

MUTTER ZWISCHEN DEN FRONTEN

 

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