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Israels nächste Generation

Seit achtzehn Jahren unterrichte ich in Israels Mittelschulen (Gymnasien). Ich unterrichte gern, und ich habe immer noch und immer wieder große Hoffnungen, wenn ich neue 15-jährige SchülerInnen kennenlerne. Ich weiß sehr wohl, welchen Einfluss ich auf meine SchülerInnen habe, noch besser weiß ich aber, wie klein dieser Einfluss ist, im Vergleich mit allen andern Elementen.

Seit September 2000, seit nunmehr fast 10 Jahren, habe ich keinerlei Hoffnung mehr, dass Israel selber fähig ist, sich von der mörderischen Besatzung zu befreien. Ich arbeite nicht dafür, dass meine SchülerInnen eine Veränderung herbeiführen, wie es die Menschen vor fünf Jahren bei unserer nördlichen Nachbarin gemacht haben, die ich sehr beneide. Ich arbeite, weil ich die Hoffnung habe, dass eines Tages dieser Horror vorbei sein wird, und dass es dann ein paar SchülerInnen geben wird, die sich erinnern werden, an Werte wie Humanismus, Menschenrechte, Mitmenschen, Solidarität und Tief-Einatmen-und-ruhig-Ausatmen.

Diese Zeit ist noch nicht da. Sie ist noch weit entfernt. Aber ohne Hilfe von außen wird sie nie kommen. (Ich meine nicht amerikanische Hilfe…..   ….)

Frankfurter Allgemeine Zeitung 1.3.2005

Offiziere in Israels Schulen
Von Jörg Bremer

JERUSALEM, im Februar. Vor einigen Wochen protestierten Gymnasiasten in Tel Aviv gegen den ersten Besuch eines israelischen Offiziers, der sie auf ihre Rekrutenzeit einstimmen sollte. Die Zeitungen berichteten darüber. Doch seither wurde es wieder still um ein Projekt der israelischen Armee und des Erziehungsministeriums, das unter dem Titel "Die nächste Generation" Offiziere in die Schulen schicken will, um dort als Botschafter der Armee für national-zionistische Werte zu werben. In Haifa protestiert der emeritierte Chemieprofessor Jakob Katriel gegen diese "Militarisierung der Schulen". Er sammelte bisher gut eintausend Unterschriften dagegen. Bestürzend findet er, daß die israelische Armee nicht mehr von Vorgesetzten redet oder Kommandeuren. "Sie spricht offen von Führern, die mit ihren Ideen von der uniformierten Nation Glauben und Meinung der Jugend prägen wollen."


Das Führungsprinzip der Armee über die zivile Nation hält auch Meir Shalev für gefährlich. Es könnte Israel zerstören. In seinem Beitrag für die Zeitung "Jediot Ahronot" befaßte sich der Schriftsteller mit der Broschüre, die den Lehrer-Offizieren für das Dreijahresprogramm für die zehnte, elfte und zwölfte Klasse mitgegeben wird. Der "Führer ist wie ein Vater", zitiert Shalev und fragt, ob diese und ähnliche Formulierungen nicht besser in "Stalins Memoiren" oder "Machiavellis Notizblock" passen würden als in einen israelischen Studienplan. Autor der Schrift ist Brigadegeneral Han Harari. Erindet, der vormilitärische Unterricht, solle nicht nur auf den Militärdienst vorbereiten, "sondern auch die nationale Identität (der Schüler) stärken, ihre Identifizierung mit der Nation und dem Staat und so die Motivation erhöhen, die die (Betreffenden) von da an begleiten wird". Offenbar solle die zivile Gesellschaft Israels nach dem Vorbild der Armee umgestaltet werden, kritisiert Schalev.

Prinzipiell werde die Motivation durch frühe Erfahrungen mit der Truppe gestärkt, behauptet der General weiter. Die Kampfeinheiten bereiteten gut auf das zivile Leben vor. Hinderlich seien nicht nur "Individualismus" und "Bequemlichkeit". Die Motivation werde auch in einem politischen Prozeß schwächer, der die nationale Sicherheit stärkt. Nicht förderlich erscheint dem Autor auch, wenn das "Ethos des Überlebens ersetzt wird durch den Willen zum Frieden". Es sei empörend, antwortet darauf Schalev, daß die israelische Armee offenbar gegen Sicherheit und Frieden Position bezieht und den entsprechenden Prozeß ablehnt, nur weil er der "Motivation" der Soldaten schade.

Immer wieder nimmt die Broschüre Bezug auf die "nationale Solidarität, auf Grundlage zionistischer Werte" oder auf eine "Armee im jüdisch-demokratischen Staat". Was sei denn da mit den Drusen und Beduinen, die auch in der Armee dienten, fragt Katriel, und was mit den israelischen Arabern allgemein, die ihren Platz in der israelischen Demokratie haben? Der Chemiker geht noch weiter und wirft dem Autor vor, "Nicht-Zionisten" oder "Postzionisten" ausgrenzen zu wollen. Aber sind da nicht ultraorthodoxe, nicht-zionistische Parteien in der Knesset?

Bestürzend für Katriel ist auch das Kapitel zur Geschichte der israelischen Armee. Der Grund für den Libanon-Krieg sei die versuchte Ermordung des israelischen Botschafters in London gewesen, heißt es über die israelische Intervention im Libanon vor mehr als 20 Jahren – es war aber nur einer von mehreren Gründen. Die erste Intifada habe 1987 als Folge eines Unfalls begonnen, bei dem vier Einwohner eines palästinensischen Lagers bei Gaza getötet worden waren. Von israelischer Besatzung stehe nichts in der Broschüre, beklagt Katriel, nichts von den Ursachen des jüngsten Kriegs. "Die Debatte in Israel heute kreist doch gerade darum, ob die Armee in den letzten Jahren tatsächlich nur der Sicherheit des Staates gedient hat oder ob sie nicht auch zu Israels Schaden die Besatzung verlängerte und den Wohlstand in den Siedlungen mehrte."


Text: F.A.Z., 01.03.2005, Nr. 50 / Seite 3

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Seit September 2000, seit nunmehr fast 10 Jahren, habe ich keinerlei Hoffnung mehr, dass Israel selber fähig ist, sich von der mörderischen Besatzung zu befreien. Ich arbeite nicht dafür, dass meine SchülerInnen eine Veränderung herbeiführen, wie es die Menschen vor fünf Jahren bei unserer nördlichen Nachbarin gemacht haben, die ich sehr beneide. Ich arbeite, weil ich die Hoffnung habe, dass eines Tages dieser Horror vorbei sein wird, und dass es dann ein paar SchülerInnen geben wird, die sich erinnern werden, an Werte wie Humanismus, Menschenrechte, Mitmenschen, Solidarität und Tief-Einatmen-und-ruhig-Ausatmen.

Diese Zeit ist noch nicht da. Sie ist noch weit entfernt. Aber ohne Hilfe von außen wird sie nie kommen. (Ich meine nicht amerikanische Hilfe…..   ….)

Frankfurter Allgemeine Zeitung 1.3.2005

Offiziere in Israels Schulen
Von Jörg Bremer

JERUSALEM, im Februar. Vor einigen Wochen protestierten Gymnasiasten in Tel Aviv gegen den ersten Besuch eines israelischen Offiziers, der sie auf ihre Rekrutenzeit einstimmen sollte. Die Zeitungen berichteten darüber. Doch seither wurde es wieder still um ein Projekt der israelischen Armee und des Erziehungsministeriums, das unter dem Titel "Die nächste Generation" Offiziere in die Schulen schicken will, um dort als Botschafter der Armee für national-zionistische Werte zu werben. In Haifa protestiert der emeritierte Chemieprofessor Jakob Katriel gegen diese "Militarisierung der Schulen". Er sammelte bisher gut eintausend Unterschriften dagegen. Bestürzend findet er, daß die israelische Armee nicht mehr von Vorgesetzten redet oder Kommandeuren. "Sie spricht offen von Führern, die mit ihren Ideen von der uniformierten Nation Glauben und Meinung der Jugend prägen wollen."


Das Führungsprinzip der Armee über die zivile Nation hält auch Meir Shalev für gefährlich. Es könnte Israel zerstören. In seinem Beitrag für die Zeitung "Jediot Ahronot" befaßte sich der Schriftsteller mit der Broschüre, die den Lehrer-Offizieren für das Dreijahresprogramm für die zehnte, elfte und zwölfte Klasse mitgegeben wird. Der "Führer ist wie ein Vater", zitiert Shalev und fragt, ob diese und ähnliche Formulierungen nicht besser in "Stalins Memoiren" oder "Machiavellis Notizblock" passen würden als in einen israelischen Studienplan. Autor der Schrift ist Brigadegeneral Han Harari. Erindet, der vormilitärische Unterricht, solle nicht nur auf den Militärdienst vorbereiten, "sondern auch die nationale Identität (der Schüler) stärken, ihre Identifizierung mit der Nation und dem Staat und so die Motivation erhöhen, die die (Betreffenden) von da an begleiten wird". Offenbar solle die zivile Gesellschaft Israels nach dem Vorbild der Armee umgestaltet werden, kritisiert Schalev.

Prinzipiell werde die Motivation durch frühe Erfahrungen mit der Truppe gestärkt, behauptet der General weiter. Die Kampfeinheiten bereiteten gut auf das zivile Leben vor. Hinderlich seien nicht nur "Individualismus" und "Bequemlichkeit". Die Motivation werde auch in einem politischen Prozeß schwächer, der die nationale Sicherheit stärkt. Nicht förderlich erscheint dem Autor auch, wenn das "Ethos des Überlebens ersetzt wird durch den Willen zum Frieden". Es sei empörend, antwortet darauf Schalev, daß die israelische Armee offenbar gegen Sicherheit und Frieden Position bezieht und den entsprechenden Prozeß ablehnt, nur weil er der "Motivation" der Soldaten schade.

Immer wieder nimmt die Broschüre Bezug auf die "nationale Solidarität, auf Grundlage zionistischer Werte" oder auf eine "Armee im jüdisch-demokratischen Staat". Was sei denn da mit den Drusen und Beduinen, die auch in der Armee dienten, fragt Katriel, und was mit den israelischen Arabern allgemein, die ihren Platz in der israelischen Demokratie haben? Der Chemiker geht noch weiter und wirft dem Autor vor, "Nicht-Zionisten" oder "Postzionisten" ausgrenzen zu wollen. Aber sind da nicht ultraorthodoxe, nicht-zionistische Parteien in der Knesset?

Bestürzend für Katriel ist auch das Kapitel zur Geschichte der israelischen Armee. Der Grund für den Libanon-Krieg sei die versuchte Ermordung des israelischen Botschafters in London gewesen, heißt es über die israelische Intervention im Libanon vor mehr als 20 Jahren – es war aber nur einer von mehreren Gründen. Die erste Intifada habe 1987 als Folge eines Unfalls begonnen, bei dem vier Einwohner eines palästinensischen Lagers bei Gaza getötet worden waren. Von israelischer Besatzung stehe nichts in der Broschüre, beklagt Katriel, nichts von den Ursachen des jüngsten Kriegs. "Die Debatte in Israel heute kreist doch gerade darum, ob die Armee in den letzten Jahren tatsächlich nur der Sicherheit des Staates gedient hat oder ob sie nicht auch zu Israels Schaden die Besatzung verlängerte und den Wohlstand in den Siedlungen mehrte."


Text: F.A.Z., 01.03.2005, Nr. 50 / Seite 3



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