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das Schweigen brechen

Im Mai 2007 haben ehemalige Nahal-Soldaten, die während ihrer Dienstzeit in Hebron waren, eine Ausstellung in Tel-Aviv eröffnet, mit Bildern, Videos und geschriebenen Zeugnissen über ihre Zeit in Hebron. Die Ausstellung hat viel Lärm geschlagen, und die Militäreinheit, die Soldaten juristisch untersucht, hat verschiedenes dort beschlagnahmt. Ich selber war nicht an der Ausstellung, ich dachte nicht, dass mich das besonders interessiert, ich denke sowieso, die Soldaten müssten gar nicht dort sein, verweigern. Aber wie ich im Internet diese Zeugnisse lese, da kann ich mich einfach nicht halten. Ohne irgendwie zu überprüfen, ob das jemand schon vor mir getan hat, (und das könnte durchaus sein), sag ich mir, das musst du übersetzen. Nun, der Umfang ist immens. Ich bringe hier nur kleinste Bruchstücke.

Jede Aussage ist von einem andern Soldaten.

Die Nahaleinheit (der ich auch mal angehörte, als ich noch in diesem Verbrecherverein war) war einmal eine Einheit, die mit der Kibbutzbewegung liiert war. Aber alles fällt ja auseinander in unserer Gesellschaft, und so weiß ich nicht, ob auch heute noch diese Soldaten sich von anderen unterscheiden. Demgegenüber sind die Grenzpolizisten (MAGAV) immer noch die brutalste und sadistischste Spezies in der israelischen Gesellschaft, zu einem nicht kleinen Teil Drusen. Hebron heißt in arabisch Al-Chalil, und das ist es auch für mich, aber ich habe hier “Hebron” stehengelassen, denn das ist es für die Soldaten.

Und noch etwas Letztes: mein Deutsch ist nicht mehr das Beste, aber das macht nichts, denn auch das hebräisch der Soldaten ist ziemlich – einfach.

Hier also die Zeignisse:

Was ich nach einem halben jahr dort begriff, dass wir eigentlich die Palästinenser vor den Juden beschützen müssen.

ich kam im gedanken, dass es gut sei, wenn ich dort sei…ja, man kann sagen, dass ich nichts geholfen habe. Ich konnte nicht verhindern, dass sich dinge ereigneten, die mir nicht richtig erscheinen, nicht militärisch und nicht… die tagtägliche hetze in der jüdischen siedlung.

weil es dort kein gesetz gibt, die [siedler] können dort machen, was sie wollen, immer ist da das gefühl, der kommandant sage sich: „ach, ich habe tausend dinge zu tun, das ist nicht wichtig. Die brennen höchstens noch einen laden ab, hauen noch ein haus zusammen, erobern noch ein haus, keine tragödie.“

ich hatte da einen freund, der hatte ein gewehr mit einem werfer, und jeder mit einem werfer, der bekam dvi, demonstrations-vertreibungs-instrumente. [und er] bekam viel gaswerfer, und er liebte es sehr, all da gas abzufeuern. Da hat hat er auch gasgranaten von andern [soldaten] geklaut und hat sie abgefeuert, jedes Mal, wenn er auf wache ging. Einfach so, er sah eine gruppe von leuten herumstehen und miteinander sprechen, da hat er gas gefeuert. Er liebte es, die leute herumrennen sehen, hustend, das hat ihn amüsiert.

diese leichtigkeit, mit der du einfach machst was du willst, ohne irgendein eine höhere instanz über dir, das ist in häuser reingehen, zum rumsuchen. Jeder kommandant entscheidet, dass er jetzt in ein haus reingeht, die familie rausschickt, das haus durchsucht…. ich glaube, was mir am meisten in hebron störte und mich ängstigte, das ist die macht, die keine grenzen hat, und was sie die leuten tun macht.  Einmal sagte man uns, „ wenn es ruhig ist, ist das nicht unbedingt gut, wenn nichts los ist, dann machen wir was.“

Frage: was habt ihr mit ausgangssperre-verletzer gemacht? – das war verschieden. Das heißt, das kommt auf die zeit an. Das schlimmste, also die schlimmste strafe, das glaube ich jedenfalls, und das machte am meisten angst, das heißt, wenn wir ihnen das gesagt haben, da haben sie gezittert vor angst, das war, sie zu den grenzpolizisten nehmen: „noch einmal, und ich nimm dich zu den grenzpolizisten.“ Da haben sie sofort.. also da haste sie den ganzen tag nicht mehr gesehen. Ich erinnere mich, ein oder zweimal haben wir das wirklich gemacht. Das war schlimmer als die normalen strafen, wie putzen, oder jemanden sechs stunden lang aufhalten, zum beispiel mit verbundenen augen. Wirklich, dinge wie die menschen in unwissenheit halten, was mit ihnen geschieht und so…

Wenn schüsse fielen, oder ein verdacht, dass geschossen wurde, dann sind wir auf befehl des kommandanten in einem panzerwagen oder zwei, einfach rauf auf abu-snene. Das ziel war eigentlich mehr abschreckung. Wir hatten keine möglichkeit, meines erachtens, dort jemand festnehmen. Was ich noch weiß von diesen fahrten nach abu-snene… abschreckungsfeuer auf autos, in die gassen, läden, ohne genaue ziele. Rein, viel lärm schlagen, und wieder raus. …

was mich gefühlsmässig am meisten hinnahm, von dieser ganzen zeit in hebron, das war, als wir erst ankamen. Ich war auf posten, und plötzlich kommt aus einer gasse eine siedlermädchen gerannt und schreit: „soldat, soldat, komm schnell, da greift ein araber ein mädchen an.” Ich bin sehr erschreckt und komme mit dem gewehr im anschlag, und was ich sehe, ist ein araber, der wie kinder beschützt, und ein anderes siedlermädchen schmeisst steine auf sie. Da bin ich ausgerastert und hab sie angeschrien: „was machst du, was geht hier vor, was soll das sein, und bin hin- und hergerissen zwischen dem mädchen, das steine wirft und schreit, er sei araber und man müsse ihn töten, und sie müssten nicht da sein, und ich sehe diesen vater, und er ist armselig und sagt mir mit seinen augen; „wir sind daran gewöhnt, wir sind schon lange da, er ist alles in ordnung.“

ich erinnere mich an einen wachposten, der hiess ______(zensur), und das war ein posten, den hatten die militärpolizisten genommen, und das war ein posten mitten in der strasse. Da war wirklich eine apotheke, darum hiess der posten „die apotheke”, und die standen einfach dort und hielten leute an, das war legitim, weisst du, identitätskarte prüfen und so. und am abend, in der nacht, da war immer irgandwas los dort, ja und aus den gesprächen  mit den soldaten, weisst du, da ging das gerücht rum, da hat mir ein soldat erzählt, na ja, eines tages, da war ihnen langweilig, und sie wollten ein wenig action, und da sind sie in eine gasse rein, haben ein paar löcher gefeuert, damit es auch richtig aussah, und haben gesagt, das wird feuer auf uns eröffnet, und wir haben zurückgeschossen. Granaten und alles, einfach so .

die jüdischen siedler bekommen munizipalische dienste von der stadt hebron, das heißt, absurderweise, dass die leute, die den abfall der jüdischen siedler abholen, araber sind, auch die leute, die sie mit wasser und elektrizität usw. versorgen. Nun, jeder tag kommt derselbe abfallwagen mit den selben abfallarbeitern, und wir prüfen sie, und lassen sie durch. Wir sprechen mit ihnen, lachen mit ihnen, leute, die wir kennen. Eines tages bereiten die kleinen kinder von avraham avinu [doppeldeutig in hebräisch: avraham avinu heißt das Viertel in hebräisch, wo die Siedler ihre Kolonie haben, und avraham avinu heißt: „unser Vater Abraham”, also so heißt der biblische Vater Abraham in hebräisch] diesen abfällmannern einen hinterhalt vor. Sie waren mit grossen steinen bereit, niemand von uns hat das gesehen, und im richtigen moment warfen sie einen riesigen stein auf die windschutzscheibe. Sie haben die scheibe verfehlt, aber das dach getroffen. Und der fahrer, wie jeder fahrer, geht aus dem wagen, und prüft, ob da ein schaden ist. Wir sprechen da über einen mann von um die 50-55 jahren. Wie er aus dem wagen ist, kriegt er ein stein am kopf, und noch einer am rücken, und noch ein verfehlter. Ich kann dir die scheisse nicht darstellen, die da war. Wir, die soldaten, waren rasend vor wut. Wir mussten uns halten, dass wir nicht hinrannten und die kinder verdroschen. Inzwischen kommen all die erwachsenen von avraham avinu und beginnen mit ihrem mitleidhaschenden singsang: „das sind doch kinder, man kann sie nicht beschuldigen…“ und in den augen haben sie diese dankbarkeit, diesen blick von „danke, mein sohn, ich bin stolz auf dich“. Uind die araber? Die kommen jeden tag, das ist ihre aufgabe.

eines tages sah ich einen älteren palästinenser. Was heißt  alter, alt. Ein langer, weißer bart, ganz verrunzelt, geht mit zwei plastiktüten und kommt an einem kleinen religiösischen jungen vorbei, ein jude, vielleicht sechs sieben jahre alt, höchstens neun. Der kam, und schaute dem araber in die augen, und das ist eine straße, da dürfen sowohl juden als auch araber gehen, hat ihm einfach in die augen geschaut und gesagt: “du dreckiger araber“, speit ihm ins gesicht und rennt weg. Und dann, von weitem, auf einem dach, schmeißt er steine auf ihn. Ich war schockiert. Ich sagte mir: das ist die erziehung hier der kinder? Wenn ich etwas viel weniger schlimmes gemacht hätte, ich glaube meine mutter, ich weiß nicht wie sie reagiert hätte. Ich meine, das ist nicht erziehung, die man zu hause erhält, und das ist nicht logisch. Das krieg ich nicht in den kopf. Wie ist diese kind, wenn du dann, wenn du zufällig es geschafft hast, ihn zu fassen, und du rufst die eltern an, und die sagen dir: „was willst du von meinem kind?“ und du erzählst ihnen, was geschah, und von ihrerseits ist das o.k. und das neben dem kind. Das ist legitim. Und das machte mich verrückt!! Wie kann so was legitim sein??? Wie kannst du sein, wenn dein kind auf einen erwachsenen menschen speit, egal was er ist, das ist egal was er ist, speit ihm einfach ins gesicht.

der glanz von hebron, das ist die gleichgültigkeit, die diese stadt in dir macht. Das ist schwer zu erklären, man kann es ein bisschen erklären, durch kleine geschichten, aber so ganz richtig kann man das nicht erklären. Eine dieser geschichten, das war, als ein kleiner junge, 6 jahre alt, der kam an meinem posten vorbei, und er sagte mir: „soldat, hör zu, reg dich nicht auf, versuch mich nicht aufzuhalten, ich geh jetzt araber töten.“ Ich schau auf dieses kind, ich versteh nicht ganz was ich mit dem anfangen soll, und dann sagt er mir: „zuerst kauf ich mir ein eis bei gutnik, das ist ihr laden, und dann geh ich araber töten.“ Ich hatte ihm nichts zu sagen. Nichts. Ich war leer. Und das ist nicht… eine stadt, die einen menschen, der einmal erzieher war, lehrer, der an erziehung glaubt, an das gespräch mit leuten glaubt, auch wenn ihre ansichten anders sind. Aber so einem jungen kann man nichts sagen. Nichts.

….

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