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Erinnere Dich, oh Lehrer!

Liebe Freunde!

Ich habe einen weiteren Text von Jossi Sarid (leicht gekuerzt) übersetzt, zum Lehrerstreik, durch den das Land immer mehr aus den Fugen gerät.

Hintergrund

Erinnere Dich, oh Lehrer[1]!

14.11.07

Heute vor einem Monat begann der Lehrerstreik, der jeden Tag in eine andere Ecke geschoben wird wegen einer andern Schlagzeile, und den Professorenstreik gibt es gar nicht. Was als normaler Streik begann, entwickelte sich zu einem Skandal, wie er noch nie dagewesen, eigentlich – zu einem nationalen Notzustand. Die Erziehung ist am Ertrinken, und die Regierung sagt Annapolis-Schmannapolis. Man fährt zu einem Tag voller Toasts, die tönen wie zu Hause vorbereitete Sandwiches, um „einem politischen Prozess Gas zu geben“, wie wenn die Seiten sich nicht in Jerusalem treffen könnten, und sie müssen bis nach Maryland, wie beglaubigte Abgeordnete der amerikanischen Kolonien.

Wenn eine Regierung auch nach einem Monat nicht fähig ist, einen Arbeitskonflikt mit LehrerInnen zu lösen, wie soll sie einen Generationenkonflikt mit den PalästinenserInnen lösen? Wenn die LehrerInnen dieser Regierung nicht glauben, warum sollen die Palästinenser und der Rest der Welt ihr glauben?

Viel leichter ist es, sich mit Palästinensern zu beschäftigen, die sowieso nichts erhalten werden, als mit Lehrern, die trotzdem das eine oder andere erreichen werden.

Erinnere Dich, oh Lehrer, was Dir Olmert angetan, erinnere Dich, oh Lehrerin, was Barak Dir angetan. Auch an die Finanzbeamten wird erinnert werden, die in der letzten Woche jeden Tag einen neuen Vorschlag machen. Aber die Lehrer sind standhaft, sie schlagen jeden Vorschlag in den Wind. Ich habe diese Vorschläge geprüft, und das gibt’s nichts neues drin.

Es ist dieselbe fade Suppe, die sie wieder und wieder aufwärmen, und in der nichts drin ist. Alle Angebote – dieselbe Suppe in einer andern Schüssel, die immer noch keine Antwort gibt auf acht Jahre Lohnzerfall und fünf Jahre Verringerung der Schulstunden. Das Finanzministerium ist bereit, 100 Millionen NIS zu geben, das sind 20’000 wöchentliche Schulstunden, aber der grosse Schulstundenraub beläuft sich auf 250’000. Und über die Größe der Schulklassen lassen sie Versprechungen verlauten. Wer’s glaubt, wird selig.

Diese aufgewärmte Suppe passt zwar zu einem Erziehungssystem, das wie eine große Armenküche aussieht, aber sie wird niemand sättigen.

Nach einem Monat, und ohne Lösung, ist es Zeit zu entscheiden: entweder Israels Bürger verzichten auf 50’000 LehrerInnen[2], und das wird schwer sein, oder sie verzichten auf ein paar Minister und auf deren Premier, und das ist viel einfacher; ohnehin gibt es keine Regierung, und es ist einfach auf etwas zu verzichten, was man nicht hat. Und wenn das die Entscheidung ist, warum hören wir nicht davon, und warum ist der Flughafen noch offen, und Knessetabgeordnete und Minister können mit diplomatischen Pässen ein- und ausreisen, wie wenn wir nicht mitten in einer Krise, die noch nie dagewesen ist?

Ein paar Tage nach diesem Artikel fand in Tel-Aviv eine der größten Demonstrationen seit je statt, fast 100’000 Israelis kamen, um der Regierung ihren Unmut auszudrücken. Auf der Bühne stand auch der Bürgermeister von Tel-Aviv, auch zwei Schüler. Einen der beiden will ich hier zitieren:

Dies ist kein sektoraler Kampf mehr, es ist eine Krise, die durch falsche Prioritäten einer Regierung entstanden ist, die vor den Wahlen die Erziehung an die erste Stelle der Prioritäten setzt und nach den Wahlen an die erste Stelle der Kürzungen. Warum müssen die Eltern Geld bezahlen, damit ihre Kinder eine bessere Erziehung erhalten? Warum erhalten wir nur 11 Jahre Unterricht, nachdem soviel Stunden gekürzt wurden, wie vorher in 11 Jahren unterrichtet wurde?

In diesen Jahren bildet sich unser Weg als SchülerInnen – als Menschen mit humanen Werten, die den Andern lieben, die loyal zu ihrem Staat sind, die den Schwachen helfen und die Welt verbessern. Aber ohne Schulstunden – keine Werte.

In diesen Jahren bildet sich unsere Identität als Staatsbürger. Und bald werden wir das Wahlrecht erhalten. Und wir sagen Dir hier, Herr Premierminister, dass wir mit Dir die Rechnung an der Urne begleichen werden.

Und der Vorstand des Elternverbandes war auch dort. Aus dem offenen Brief einer der Vorstandsmitglieder an den Finanzminister von gestern, dem 28.11.07:

Mit welcher Schamlosigkeit warten Sie darauf, dass die Lehrer mit den Augen zwinkern? Was geht durch ihre Gedanken, wenn Sie wissen, dass dieser Streik schon länger als 40 Tage andauert? Sind Sie sich der Auswirkungen bewusst? Ich glaube nicht.

In den Bedingungen, unter die Lehrer arbeiten, würden Sie nicht bereit sein zu arbeiten.

Der Schriftstellerverband:

Hilft den Lehrern!

Die menschliche Ressource ist das wichtigste Stück in unsrer Schatzkammer, und um diese zu erhalten, müssen wir die LehrerInnen und ErzieherInnen unterstützen, und uns nicht von den Slogans irreführen lassen, die die LehrerInnen verschmähen.

Wer sich fragt, was das mit dem größten Problem, der Unterdrückung der PalästinenserInnen zu tun hat, soll hier nachschauen:

http://zmag.de/artikel/Israels-wunderbare-Jugend

Zum ersten Artikel von Jossi Sarid zu diesem Thema: https://abumidian.wordpress.com/deutsch/dieser-kampf

Hintergrund:

Unsere Gewerkschaft drohte schon seit April mit Warnstreiken, regionalen eintägigen Streiken, Demonstrationen usw. Als am 10. Oktober der große Streik Tatsache wurde, drohte das Erziehungsministerium und das Finanzministerium schon nach einer Woche mit einer Klage beim Arbeitsgericht. So eine Klage hat zum Ziel, dass die 44000 streikenden Lehrer gezwungen werden, an die Arbeit zurückzukehren. Bald darauf organisierte sich eine Gruppe, am 23. Oktober, von LehrerInnen, die eine Unterschriftensammlung unter LehrerInnen in Umlauf brachte, die aussagte, dass jedeR unterschreibende LehrerIn sofort die Arbeit kündigt, falls er/sie per Gerichtsbeschluss gezwungen würde, wieder Schule zu geben, ohne irgendwelchen Erfolg. Auch ich habe diese Petition unterschrieben, obschon dies mir sehr schwer fiel.

Adi Eldar, der Vorsitzende der Vereinigung der regionalen Regierungen, bot sich, zwischen den beiden Seiten zu intervenieren. Aber dann, am 31. Oktober, schlug er sich auf die Seite der Regierung und verriet dabei nicht nur die Lehrer, sondern auch seine Vereinigung, die den Streik unterstützte. Die Forderung ans Gericht, die Lehrer zum Schulegeben zu zwingen, machte den Streik noch populärer, und das Gericht gab erst nach fast einer Woche den streikenden LehrerInnen recht.

Mehr Hintergrund: http://www.labournet.de/internationales/il/rosso1.html

Viele, viele fotos: http://picasaweb.google.com/Maavak.Hamorim.2007

Ellen Rohlfs hat auch Jossi Sarid übersetzt. Siehe hier: http://zmag.de/autoren/Yossi-Sarid


[1] Der Titel ist eine Anspielung auf verschiedene religiöse und säkulare Texte, die an Schreckliches erinnern.

[2] Das ist die Zahl der LehrerInnen in unsrer Gewerkschaft, die größere Gewerkschaft, die sich nicht am Streik beteiligen, umfasst ungefähr 110000 LehrerInnen.

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